Zypern – Schmelztiegel der Völker, Kulturen und Religionen

Die nach Sizilien und Sardinien drittgrößte Insel im Mittelmeer kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Überreste von Siedlungen und Nekropolen zeugen von einer Besiedlung der Insel bereits in der Jungsteinzeit. Im Laufe der Jahrhunderte gelangte die Insel in verschiedene Einflusssphären: Auf Zypern entstanden einzelne, voneinander unabhängige Stadtkönigtümer mit eigener Tradition. So wurde etwa Kition von den Phöniziern gegründet, Marion dagegen im Nordwesten der Insel verfügte über enge Kontakte nach Griechenland. Vom 8. – 3. Jh. v. Chr. kontrollieren die Assyrer, die Ägypter und auch die Perser die Insel, bis im Jahr 332 v. Chr. die Könige von Zypern zu Alexander dem Großen übergingen und Zypern in dessen Reich eingebunden wurde. 

In der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. wurde die Insel schließlich in das Römische Reich eingegliedert und erlebte eine lange Zeit des relativen Friedens und Wohlstands. Eindrucksvolle Grabungen antiker Stätten zeugen von der langen Siedlungskontinuität und der Blüte der Städte in der Zeit als römische Kolonie: In Kourion und Paphos im Süden und Salamis im Norden der Insel haben sich prunkvolle „Königsgräber“ aus dem 7. Jh. v. Chr., griechische und römische Thermenanlagen, Theater und Heiligtümer sowie Wohnhäuser mit farbenfrohen Mosaiken erhalten, die lebendig die griechische und römische Götter- und Sagenwelt vor Augen führen. 

Von der anschließenden Christianisierung, die bereits im 1. Jh. n. Chr. durch den Apostel Paulus begonnen haben soll, zeugen einige frühchristliche Basiliken auf der Insel. Die zyprische Kirche hat eine lange Tradition und erlangte schnell eine beträchtliche Autonomie von Konstantinopel, seit 330 Hauptstadt des Römischen bzw. Byzantinischen Reiches. Zeugnis der herausragenden Kunst byzantinischer Zeit auf Zypern sind die zahlreichen Kirchen im Troodos-Gebirge, von denen zehn zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Die zwischen dem 11. und 15. Jh. entstandenen, von außen eher unscheinbar wirkenden Kirchen präsentieren im Inneren wunderschöne Fresken biblischer Szenen und heiliger Personen, die sich durch ihr Detailreichtum und ihre gut erhaltenen Farben auszeichnen. 

Bereits im 7. Jh. fanden erste Übergriffe des sich rasch ausbreitenden islamischen Reiches statt. Zunächst einigten sich der byzantinische Kaiser und der arabische Kalif über eine gemeinsame Herrschaft über Zypern, 965 fiel die Insel jedoch wieder vollständig unter byzantinische Kontrolle, welche während des 3. Kreuzzuges von Richard Löwenherz beendet wurde. Er nahm die Insel 1191 ein und übergab sie schließlich an Guy de Lusignan. In den folgenden 100 Jahren relativen Reichtums und Wohlergehens wurden einige byzantinische Burgen erweitert und prachtvolle Gebäude und Kirchen entstanden wie die Sophienkathedrale in Nord-Nikosia, das Bellapais-Kloster in Kyrenia und die Kolossi-Burg bei Lemnos. Das Haus Lusignan setzte seine Herrschaft über Zypern bis 1474 fort.

Als strategischer Handelsstützpunkt stand Zypern im Fokus der Genuesen und Venezianer. Während der letzte König der Lusignans, Jakob II. (1460-1473), die Genuesen von der Insel vertreiben konnte, erlangten die Venezianer schließlich 1489 die Herrschaft über die Insel, welche im Jahr 1571 durch die Eroberung der Insel durch die osmanischen Türken beendet wurde. 

An manchen Orten zeigt sich die bewegte Vergangenheit Zyperns besonders eindrücklich: So gehört in Famagusta die Kathedrale Agios Nikolaos zu den schönsten Beispielen für die gotische Architektur während der Herrschaft des Lusignans, nach der Invasion der osmanischen Türken verwandelte man sie in die Lala Mustafa Pascha Moschee. Das gleiche Schicksal ereilte die Sophienkathedrale in Nikosia, die nach ihrer Umwandlung in die Selimiye-Moschee wie eine Mischung aus einer französischen Gotikkirche und einer Moschee wirkt. 

Die Veranstaltung legt ihren Schwerpunkt auf das klassisch-antike und christlich-byzantinische Zypern und gibt einen Überblick über die schönsten archäologischen Stätten dieser Epochen und bereitet außerdem vor auf die innerhalb des Reiseprogramms stattfindende Reise „Zypern – Insel der Aphrodite“ im Oktober 2017.

 

freitags  08.09., 22.09. und 06.10.2017      13-16 Uhr 

Universität Bremen – Akademie für Weiterbildung

 

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